Blende, Belichtungszeit, ISO

Blende, Belichtungszeit und ISO

Das Belichtungsdreieck einfach erklärt für perfekte Fotos

Fotografie – insbesondere Portraitfotografie, mit der ich mich vorrangig beschäftige – hat viel mit Gefühl zu tun. Ein Bild kann Stimmungen einfangen, Emotionen transportieren und Erinnerungen für die Ewigkeit festhalten. Doch bevor es soweit ist, dass man diese Effekte erzielt, muss die technische Seite stimmen. Die Grundlage dafür ist die Belichtung – ein Zusammenspiel aus den drei Faktoren: Blende, Belichtungszeit, ISO. Wenn du diese drei Komponenten verstehst, kannst du sie gezielt einsetzen und damit beeinflussen, wie deine Fotos auf die Betrachter wirken.

Ich bin Madita, Fotografin mit einem Herz für leise Momente und feine Details. Ich weiß, dass Technik manchmal einschüchternd wirken kann, aber glaub mir: Sobald du verstehst, wie Licht deine Bilder formt, wie du es als gestaltendes Element effektiv einsetzen kannst, wirst du die Fotografie-Technik ganz neu erleben. Lass uns gemeinsam in dieses technische Thema eintauchen – von den Grundlagen des Belichtungsdreiecks bis hin zu praktischen Tipps für die richtige Kameraeinstellung bei verschiedenen Lichtverhältnissen.

Was ist Belichtung?

Belichtung bezeichnet die Menge an Licht, die auf den Sensor deiner Kamera trifft.

Kleiner Exkurs: Der Kamerasensor ist das Herzstück einer digitalen Kamera und ersetzt den Film aus analogen Zeiten. Er besteht aus Millionen lichtempfindlicher Zellen, die das einfallende Licht erfassen und in elektrische Signale umwandeln.

Ist die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, zu hoch, wirkt dein Bild überbelichtet. Es ist also zu hell, wobei Details verloren gehen können. Ist die Lichtmenge zu niedrig, wird das Bild unterbelichtet. Es ist zu dunkel, und es lassen sich nur wenige Details erkennen. Die richtige Balance zu finden ist folglich der Schlüssel zu einem gelungenen Foto.

Um das Licht zu kontrollieren, gibt es drei Hauptparameter: ISO, Blende und Belichtungszeit. Zusammen nennt man sie das Belichtungsdreieck. Jede Einstellung beeinflusst die anderen beiden, was bedeutet, dass eine Änderung an einer dieser Variablen eine Anpassung der anderen erfordert. Das Verständnis dieses Zusammenspiels ist entscheidend, um die Belichtung optimal einzustellen und perfekt ausgeleuchtete Portraits oder kreative Schwarz-Weiß-Portraits zu gestalten.

Belichtungsdreieck Fotografie

Das klingt erst mal kompliziert und kann für Anfänger*innen überfordernd wirken. Aber wenn du weiterliest, verspreche ich dir, dass wir das Ganze gemeinsam aufdröseln werden. Anschließend probierst du am besten selbst mit deiner Kamera aus, wie du Blende, Belichtungszeit und ISO optimal einsetzt und dabei erkennst, wie sie zusammenspielen.

Das Belichtungsdreieck in der Fotografie

ISO – Die Lichtempfindlichkeit

Die ISO bestimmt, wie empfindlich der Sensor deiner Kamera auf Licht reagiert. Ein niedriger ISO-Wert deiner Kamera (z. B. ISO 100) bedeutet geringe Lichtempfindlichkeit und wenig Bildrauschen. Ein hoher ISO-Wert (z. B. ISO 3200) macht deine Kamera lichtempfindlicher, führt aber zu mehr Bildrauschen, was das Foto körnig erscheinen lassen kann. Deswegen würde ich dir empfehlen, den ISO-Wert immer so klein wie möglich zu halten. Ansonsten sehen deine Fotos schnell billig aus, wenn zu viel Rauschen zu sehen ist. Manchmal kann man das nicht verhindern, weil extrem wenig natürliches Licht vorhanden ist. Deswegen kann es sich lohnen, externes Licht zu verwenden, um bestimmte Szenen künstlich auszuleuchten und einen hohen ISO-Wert (und damit Bildrauschen) zu vermeiden.

Wann sollte man welchen ISO-Wert nutzen?

  • ISO 100-200: Perfekt für helle Tage mit viel Sonnenlicht. Dann ist es nicht notwendig, dein Bild künstlich aufzuhellen. Das tut deiner Bildqualität sehr gut.
  • ISO 400-800: Gut für bewölktes Wetter oder Innenräume mit ausreichend Licht. Für mich eigentlich die idealen Bedingungen für ein Fotoshooting. Ich fotografiere viel lieber bei bewölktem Himmel als bei Sonnenschein, da die Wolken wie ein natürlicher Diffuser wirken und die Schatten deutlich weicher erscheinen als bei direkter Sonneneinstrahlung.
  • ISO 1600-3200: Notwendig bei wenig Licht, z. B. bei Nachtaufnahmen oder in dunklen Räumen.
  • ISO 6400+: Solltest du wirklich nur nutzen, wenn es unbedingt erforderlich ist, da starkes Bildrauschen auftreten kann.

Ein praktisches Beispiel:

Stell dir vor, du möchtest einen Sonnenuntergang fotografieren. Die Lichtverhältnisse sind nicht mehr so hell wie am Mittag, aber du möchtest vermeiden, dass dein Bild verrauscht aussieht. Hier solltest du mit ISO 200-400 beginnen und dann gegebenenfalls anpassen, falls es zu dunkel wird.

Mein Tipp:

Halte den ISO-Wert so niedrig wie möglich und erhöhe ihn nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Falls du mit wenig Licht arbeitest, kannst du alternativ auch mit der Blende und Belichtungszeit experimentieren, um die Belichtung optimal einzustellen.

Sonnenuntergang am Meer ISO-Wert Demonstration Fotografie Technik

Blende – Die „Augen“ der Kamera

Die Blende in der Fotografie ist eine Öffnung im Objektiv, die steuert, wie viel Licht auf den Sensor trifft. Sie wird in sogenannten f-Werten angegeben (z. B. f/1.8, f/5.6, f/11).

Kleiner Exkurs für die Mathe-Fans unter euch: Der Begriff f-Wert oder Blendenzahl stammt von der mathematischen Formel, mit der die Blende berechnet wird:

f = Brennweite/Durchmesser der Blende

Das „f“ steht für die Brennweite des Objektivs, während der Nenner den effektiven Durchmesser der Blendenöffnung angibt. Ein f-Wert von f/2.8 bedeutet also, dass der Durchmesser der Blendenöffnung ein Drittel der Brennweite beträgt. Je kleiner die Blendenzahl (z. B. f/1.8), desto größer ist die Blendenöffnung und umso mehr Licht gelangt auf den Sensor. Höhere f-Werte (z. B. f/11) bedeuten eine kleinere Öffnung und weniger Lichteinfall. Dieses Verhältnis bleibt unabhängig von der Objektivbrennweite konstant, weshalb der f-Wert als standardisierte Angabe in der Fotografie genutzt wird.

Kleine Blendenzahl (z. B. f/1.8):

Eine kleine Zahl bedeutet, dass die Blende weit geöffnet ist. Das heißt, es tritt viel Licht in die Kamera ein. Das führt zu einer geringen Tiefenschärfe. Deshalb eignen sich kleine Blendenzahlen besonders für Portraitfotografie, da der Hintergrund schön unscharf wird – dieser Effekt wird auch Bokeh-Effekt genannt.

Große Blendenzahl (z. B. f/11):

Eine große Zahl bedeutet, dass die Blende nur wenig geöffnet ist. Dadurch fällt weniger Licht ein, was zu einer hohen Tiefenschärfe führt. Das ist besonders vorteilhaft für Landschaftsfotografie, weil so alle Elemente im Bild von vorne bis hinten scharf sind.

Wann sollte man welche Blende nutzen?

  • f/1.4 – f/2.8: Perfekt für Portraits oder Situationen mit wenig natürlichem Licht, da so mehr Lichtmenge in die Kamera gelassen wird. Für diese Werte brauchst du meist ein spezielles Objektiv, zum Beispiel eine Festbrennweite 50mm.
  • f/4 – f/8: Ideal für Alltagsfotografie und moderate Schärfentiefe. Das Standardobjektiv meiner Kamera kann beispielsweise einen minimalen Blendenwert von f/4 erreichen.
  • f/11 – f/16: Optimal für Landschaften oder Architekturfotografie, wenn alles scharf sein soll.

Ein praktisches Beispiel:

Du möchtest eine Blume fotografieren, die sich sanft vom Hintergrund abhebt. Eine Blende von f/2.8 oder niedriger sorgt dafür, dass nur die Blume scharf ist, während der Hintergrund weich verschwimmt. Das verleiht dem Bild Tiefe und eine schöne Ästhetik.

Mein Tipp:

Die Blende hat einen enormen Einfluss auf die Bildwirkung. Experimentiere mit verschiedenen Blendenzahlen, um spannende Effekte in deinen Fotoshootings zu erzielen – sei es für Portraitfotografie, Vintage-Fotografie oder stimmungsvolle Schwarz-Weiß-Portraits.

Detailaufnahme einer Kornblume zur Darstellung einer offenen Blende in der Fotografie Technik

Verschlusszeit – Die Kontrolle über Bewegung

Die Belichtungszeit bestimmt, wie lange Licht auf den Sensor fällt. Sie wird in Sekunden oder Bruchteilen davon angegeben, z. B. 1/1000s oder 1s. Je nach Einstellung beeinflusst sie, ob eine Bewegung eingefroren oder verschwommen dargestellt wird.

Kurze vs. lange Belichtungszeit – Wann nutzt du welche?

Kurze Belichtungszeit (z. B. 1/2000s):

  • Friert die Bewegung ein
  • Perfekt für Sportfotografie, Wildtierfotografie oder schnelle Action-Szenen

Lange Belichtungszeit (z. B. 1s oder mehr):

  • Lässt die Bewegung verschwimmen
  • Ideal für kreative Langzeitbelichtung, Lichtspuren oder fließendes Wasser

Wann sollte man welche Belichtungszeit nutzen?

  • 1/1000s oder schneller: Sportfotografie, Action, Wildtiere
  • 1/250s – 1/500s: Allgemeine Fotografie, Portraits (besonders draußen mit natürlichem Licht)
  • 1/60s – 1/125s: Innenaufnahmen oder Nachtaufnahmen (oft mit Stativ empfohlen)
  • Langzeitbelichtungen (1s+): Sterne, Lichtmalerei, fließendes Wasser

Ein praktisches Beispiel:

Du bist in einer Stadt bei Nacht unterwegs und möchtest die Lichter vorbeifahrender Autos als Lichtspuren festhalten. Eine Belichtungszeit von etwa 5 Sekunden sorgt dafür, dass die Lichter sich in langen Linien über das Bild ziehen, während stehende Objekte scharf bleiben.

Mein Tipp:

Halte die Kamera bei langen Belichtungszeiten ruhig oder nutze ein Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden. Falls du in dunkler Umgebung fotografierst, kannst du zusätzlich die ISO erhöhen oder die Blende weiter öffnen, um die Belichtung zu optimieren.

Lange Belichtungszeit

Das Zusammenspiel von ISO, Blende und Belichtungszeit – So steuerst du die perfekte Belichtung

Jetzt kommt der spannende Teil: Das Zusammenspiel dieser drei Faktoren.

Veränderst du eine Einstellung, beeinflusst das die anderen – das ist das Prinzip des Belichtungsdreiecks.

Ein Beispiel: Du willst ein Porträt bei wenig Licht machen.

  • Du wählst eine offene Blende (f/1.8), um genug Licht hereinzulassen und einen schönen unscharfen Hintergrund zu erzeugen.
  • Da es dunkel ist, brauchst du einen höheren ISO-Wert (z. B. ISO 800), um das Bild ausreichend hell zu bekommen.
  • Die Belichtungszeit wählst du so, dass keine Verwacklungen entstehen (z. B. 1/125s).

So findest du das richtige Gleichgewicht zwischen ISO, Blende und Belichtungszeit, um dein Wunschbild zu bekommen.

Blende und Belichtungszeit Faustregel

Eine einfache Faustregel hilft dir, Verwacklungen bei freihändiger Fotografie zu vermeiden:

Belichtungszeit = 1 / Brennweite

Das bedeutet: Wenn du mit einem 50mm-Objektiv fotografierst, sollte deine Belichtungszeit mindestens 1/50s betragen, um Verwacklungen zu vermeiden. Bei einem 100mm-Objektiv wären es 1/100s.

Zusätzlicher Tipp:
Falls du mit längeren Belichtungszeiten arbeiten möchtest (z. B. für Low-Light-Portraits oder Langzeitbelichtungen), hilft ein Stativ, um die Kamera ruhig zu halten. Alternativ kannst du die ISO erhöhen oder die Blende weiter öffnen, um mehr Licht einzufangen.

Blende, Belichtungszeit, ISO – Das Belichtungsdreieck einfach erklärt für perfekte Fotos

Fazit: Lerne das Licht zu beherrschen

Belichtung zu verstehen, ist der Schlüssel zu beeindruckenden Fotos. Jedes Bild erzählt eine Geschichte, und die richtige Belichtung hilft dir, diese Geschichte so auszudrücken, wie du es dir vorstellst. Nimm dir die Zeit, verschiedene Einstellungen für ISO, Blende und Belichtungszeit auszuprobieren und herauszufinden, wie sie deine Bilder beeinflussen.

Und denk daran: Technik ist nur ein Werkzeug. Die eigentliche Magie entsteht in dem Moment, wenn du Licht so einfängst, dass es eine Geschichte erzählt – sei es durch die perfekte Tiefenschärfe, eine Langzeitbelichtung oder ein natürlich beleuchtetes Portraitfoto.

Viel Freude beim Fotografieren!

Herzlich,

Madita Unterschrift

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